Eine Hexe zu Weihnachten – das gibt es wohl nur in Italien. Kleine und große Kinder kennen La Befana, die neben dem Weihnachtsmann die Feiertage begleitet und die Feierlichkeiten Anfang Januar abschließt. Auch Befana darf artige Kinder belohnen, unartige Kinder haben allerdings nichts zu lachen.
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Wer ist die Befana?
Befana ist eine Weihnachtshexe. So sieht sie jedenfalls aus, denn äußerlich beschreibt man sie häufig als alt und hässlich und mit merkwürdiger Kleidung. Allerdings hat sie einen ausgezeichneten Ruf, man darf also von den Äußerlichkeiten nicht auf ihr inneres Wesen schließen. Der Begriff wird in Italien auch als Synonym für „Hässliche Frau“ verwendet.
Die Weihnachtshexe gilt als weise und gutherzig. Sie kommt über den Schornstein ins Haus. Ihr Aufgabe ist es, Schuhe und Strümpfe mit kleinen Süßigkeiten zu füllen. Vielleicht legt sie sogar ein kleines Geschenk unter den Weihnachtsbaum. Damit erinnert die Weihnachtshexe ein bisschen an den Nikolaus, wie wir ihn in Deutschland kennen.
Unartige Kinder bekommen von La Befana ein ganz besonderes Geschenk: die süße Kohle. Das ist eine schwarz gefärbte Masse aus Zucker, die sehr süß schmeckt und die die Kinder eindeutig daran erinnert, im nächsten Jahr ein bisschen artiger zu sein. Zur Versöhnung bekommt auch die Hexe ein Geschenk von den Kleinen.
Meistens wartet ein Teller mit etwas Obst und einem leckeren Glas Wein auf die gute Hexe. Am nächsten Morgen, wenn sie zu Besuch war, ist der Teller natürlich leer und de Wein verschwunden. Wie es sich für eine Hexe gehört, sind noch ein paar schwarze Spuren am Teller zu sehen.
Wann ist La Befana?
La Befana wird am 06. Januar gefeiert und schließt damit die Weihnachtsfeierlichkeiten ab. Der Tag ist der Drei-Königs-Tag, deshalb wird La Befana eigentlich zur Erinnerung gefeiert, dass die Heiligen Drei Könige Kaspar, Melchior und Balthasar an diesem Tag erschienen.
Wie feiert man La Befana?
Die Legende besagt, dass die Hexe an ihrem Webstuhl saß, als sie von den Drei Heiligen Königen und den Hirten von der Geburt von Jesus Christus erfuhr. Mit Hilfe des Weihnachtssterns sollte die gutmütige Hexe mit den Königen in das Heilige Land reisen. Sie entschied sich aber, ihre Arbeit am Webstuhl zuerst zu beenden und sich dann auf die Reise zu machen.
Da der Weihnachtsstern zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr leuchtete, fand sie den Weg zum Jesuskind nicht mehr. Deshalb fliegt sie seit diesem Zeitpunkt immer in der Nacht zwischen dem 05. Januar und dem 06. Januar durch die Welt und sucht in den Häusern nach dem Kind.
Dabei bringt sie guten Kindern Süßigkeiten oder ein Geschenk, wenn diese brav waren. Unartige Kinder erhalten leider nur die süße Kohle (carbone dolce).
Beliebte Befana-Bräuche in Italien
Der oben bereits erwähnte Bezug zur Figur des heiligen Nikolaus oder des amerikanischen Santa Claus findet sich daher – abgesehen vom Unterschied in Geschlecht und äußerem Erscheinungsbild – auch in den typischen Traditionen der Festa de la Befana in Italien wieder:
- Am Abend des 5. Januar hängen die italienischen Kinder Socken an den Kamin des Hauses oder stellen ihre Schuhe vor die Tür, damit die Weihnachtshexe diese mit Geschenken füllt.
- Nach dem Volksglauben steigt die Hexe dann in der Nacht vom 5. auf den 6. Januar durch den Schornstein in die Häuser und füllt die Strümpfe oder Schuhe mit Süßigkeiten und kleinen Geschenken. Nicht umsonst sagt ein italienischer Reim: La Befana vien di notte con le scarpe tutte rotte (dt.: La Befana kommt nachts mit ihren kaputten Schuhen).
- Die einzige Bedingung für die Geschenke: Die Kinder müssen brav gewesen sein. Denn die Hexe bestraft Ungezogenheit mit einem Stück Kohle in der Socke oder im Schuh. Natürlich nicht in Form einer echten Kohle, sondern einer Masse aus schwarzem Zucker, die in Italien carbone dolce (Weichkohle) genannt wird. Eine symbolische Warnung sozusagen.
- Typisch für die Feierlichkeiten ist auch die Tradition, eine Hexenfigur vom Kirchturm „fliegen“ zu lassen, indem sie an einem gespannten Seil hinunterrutscht.
- Zum Schluss noch ein kleiner historischer Exkurs in die jüngere Vergangenheit: Die Figur ist leider nicht dem Einfluss des italienischen Faschismus entgangen. Ab 1928 wurde der 6. Januar als „Befana fascista“ gefeiert, bei der die Nationale Faschistische Partei (Partitio Nazionale Fascista) Geschenke an arme Kinder im ganzen Land verteilte
Weitere interessante italienische Weihnachtsbräuche findest du in unserem Artikel zu Weihnachten in Italien.
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