Weihnachten in Japan – das ist ein Fest, das sich ganz deutlich von unserem deutschen Weihnachtsfest unterscheidet. Das wiederum darf nicht erstaunen, denn der Anteil der Christen liegt in Japan bei unter einem Prozent.
In Japan ist Weihnachten kein Familienfest. Es ist ein Fest der Paare und ähnelt damit dem amerikanischen Valentinstag. Um an diesem besonderen Tag nicht ohne Date oder Verabredung zu sein, lassen sich vor allem junge Japaner und Japanerinnen eine Menge einfallen.
Inhalt
Wissenswertes und Unterschiede auf einen Blick
- Heiligabend ist in Japan der Tag mit dem höchsten Romantikfaktor im ganzen Jahr. Er gilt als die japanische Version des beliebten Valentinstags.
- Romantische Abendessen oder Verabredungen mit dem Partner in einem luxuriösen Hotel stehen an diesem Tag hoch im Kurs.
- Auch die Weihnachtsbeleuchtung ist romantisch angehaucht und nicht nur für westliche Augen unbedingt sehenswert.
Japanische Weihnachtstraditionen
In den Einkaufszentren und den Geschäften beginnt Weihnachten schon Wochen vor dem Heiligen Abend. Vor allem setzt man auf die Großzügigkeit von Eltern und natürlich von frisch Verliebten, die sich ihre Gefühle an diesem Tag durch besondere Geschenke zeigen möchten.
Die Weihnachtsbeleuchtung – die Christmas Illuminations – erinnern an das, was wir in Deutschland kennen, und US-amerikanische Weihnachtslieder hört man in jedem Geschäft. Während Eltern und Kinder sich am Heiligen Abend nur ein paar Geschenke überreichen, haben Paare am 24. Dezember ein großes Programm vor sich.
Der Abend beginnt mit einem Spaziergang durch die Stadt, der durch die Weihnachtsbeleuchtung äußerst romantisch ist. Moderne Lichtspiele sind so aufwändig, dass sie mit der Beleuchtung in Deutschland nur wenig gemein haben. Der Rest des Abends will sorgfältig geplant und vorbereitet werden.
Nach dem Spaziergang steht ein romantisches Abendessen in einem sehr guten Restaurant an. Eine Reservierung ist unbedingt schon mehrere Wochen im Voraus nötig, ein spontaner Besuch ist schlicht unmöglich. Beim romantischen Abendessen tauschen dann beide Partner ihre Geschenke aus.
Gerade junge Paare schließen den Abend gerne in einem Hotel ab, das ebenfalls frühzeitig gebucht werden will, denn wer noch zu Hause wohnt, hat dort kaum die Gelegenheit auf einen romantischen Abend mit dem Liebsten und der Liebsten.
Die Bedeutung des Heiligen Abends als der japanische Valentinstag ist gerade für junge Leute übrigens so groß, dass man alles tut, um an diesem Abend nicht allein zu bleiben. Ob man sich endlich traut, der großen Liebe die persönlichen Gefühle zu gestehen oder ob man sich auf das erste Date mit einem neuen Schwarm freut oder ob man seiner Liebsten sogar einen Heiratsantrag machen möchte. Es gibt in Japan keinen besseren Tag als den 24. Dezember in einer schönen und romantischen Umgebung.
Am 25. Dezember erscheint die Welt dann wieder in einem gänzlich anderen Licht. Die Weihnachtsdekoration verschwindet, das Menü ist verspeist, der Weihnachtskuchen gegessen. Jetzt bereitet sich das ganze Land auf das größte Familienfest Japans vor – den Jahreswechsel.
Der japanische Weihnachtskuchen „kurisumasu keki“
Den typisch japanischen Weihnachtskuchen (der sogenannte Christmas Cake) findet man in ganz Japan an jeder Straßenecke. Er ähnelt einem Dessert, er besteht aus einem lockeren Teig und ist mit Schlagsahne gefüllt und mit einer Glasur verziert.
Serviert wird er mit roten Erdbeeren mit perfektem Schnitt. Ursprünglich bestand der Teig aus einem Mürbeteig, das Rezept kam aus den USA. Im Lauf der Zeit hat man den harten Mürbeteig allerdings durch einen luftig-lockeren Teig aus Biskuit ersetzt.
Der japanische Weihnachtskuchen ist übrigens auch ein Dessert, das man gerne an Geburtstagen serviert. Er gilt in Japan als ein Symbol für Wohlstand, denn Japan musste nach dem Zweiten Weltkrieg im Grunde aus dem Nichts wieder aufgebaut werden.
Bis heute ist der kurisumasu keki für Japaner so etwas wie ein Sinnbild dieses Wiederaufbaus.
Das beliebteste Weihnachtsessen in Japan bei Kentucky Fried Chicken (KFC)
Die Filialen der US-amerikanischen Fast-Food-Kette Kentucky Fried Chicken sind Jahr für Jahr der Ort, an dem sich bemerkenswerte Szenen in den japanischen Städten abspielen. Hier wird das Weihnachtsmenü vorbestellt und abgeholt, und vor den Filialen sind häufig lange Schlangen zu beobachten.
Ähnlich einem Rundum-Sorglos-Paket besteht das Weihnachtsessen von KFC aus einem großen Eimer – dem Party Barrel – der mit einem weihnachtlich verzierten Teller, mit einem Weihnachtskuchen, einem Salat und eben der großen Portion der Fried Chickens gefüllt ist.
Der Weihnachtskuchen ist übrigens kein Erdbeerkuchen, sondern eher eine Schokotorte. Das Menü ist die Alternative für alle, die nicht in ein Restaurant gehen wollen und vor allem für Familien mit Kindern.
Wie bedeutend das Menü von KFC als typisch japanisches Weihnachtsessen ist, wird deutlich, wenn man sich den Umsatz ansieht, den die Fast-Food-Kette an diesem einen Tag im Jahr macht. Rund 3,6 Millionen Familien in Japan kaufen ihr Menü an Weihnachten bei Kentucky Fried Chicken.
Die kleinen frittierten Hähnchen-Snacks gehören in Japan zu Weihnachten einfach dazu. Rund sechs Wochen zuvor sollte man übrigens bestellen, und am Heiligen Abend selbst muss man sich auf eine längere Wartezeit einstellen, bis alle ihr Menü abholen konnten.
Weihnachtsgeschenke in Japan
Auch wenn Weihnachten in Japan so ganz anders verläuft als in Deutschland, so gehört ein Einkaufsbummel in der Weihnachtszeit doch unbedingt dazu. Entsprechend bunt dekoriert sind die Einkaufszentren und die Kaufhäuser.
Weihnachten ist eher die Zeit, zu der sich Paare etwas schenken. Auch Kinder dürfen ein paar Geschenke von ihren Eltern erwarten. Allerdings ist Weihnachten, was den Austausch von Geschenken betrifft, in keiner Weise mit Deutschland zu vergleichen.
Zwar ist die Vorweihnachtszeit durchaus kommerziell angehaucht und viele Geschäfte setzen darauf, dass sich Paare untereinander mit größeren Geschenken ihre Liebe beweisen wollen. Die Geschenke innerhalb der Familie fallen aber eher kleiner aus, denn dafür gibt es andere Feste.
Viel größere Bedeutung für den Austausch von Geschenken am Jahresende hat Neujahr. Hier gibt es unter Arbeitskollegen so etwas wie das deutsche Wichteln. Überhaupt haben Geschenke zu Neujahr eine weitaus größere Bedeutung als zu Weihnachten.
Obwohl Weihnachten in Japan also so ganz anders verläuft, als wir es in Deutschland kennen, ist es doch ein Erlebnis, diese schöne Zeit gemeinsam mit dem Partner zu erleben und vielleicht ergibt sich daraus ja auch die eine oder andere Anregung, die man selbst für sich mit nach Hause nehmen möchte für das nächste Weihnachtsfest.
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